Dienstag, 1. April 2025

Begriffsbestimmung: Modulbau oder Containerbau?

Für das modulare Bauen gibt es viele Bezeichnungen im Markt: Vom Modulbau über den Systembau, Raumsysteme, Raumzellen, Raumeinheiten bis hin zum Containerbau kommen viele verschiedene modulare Gebäude aus den „Raumfabriken“ der Anbieter. Teils sind die Begrifflichkeiten historisch gewachsen, teils entstammen sie kreativen Marketingabteilungen. Da verwundert es nicht, dass so manche Bauherren und selbst Architekten Probleme damit haben, die Unterschiede zwischen beiden Bauprinzipien sicher zu bestimmen. Denn modular – im Sinne von aus sich wiederholenden Elementen zusammensetzend – sind die damit bezeichneten Bauweisen alle. Doch trotz fehlender DIN-Norm oder sonstiger technischer Regel lassen sie sich auf zwei wesentliche Konstruktionsprinzipien mit Gemeinsamkeiten und signifikanten Unterschieden zurückführen: den Modulbau und den Containerbau.

Merkmale von Containerbauten

Das wichtigste Kennzeichen des Containers ist seine Mobilität. Er ist einfach zu transportieren, schnell aufgebaut, solide und stabil, universell und flexibel im Einsatz. Containergebäude basieren ursprünglich auf den Maßen des klassischen Seecontainers. Logistik und Kombinierbarkeit sind deshalb bei den 2,435 m breiten und 6,055 m langen Containern besonders einfach. Durch Stapelung und Reihung können bis zu dreigeschossige Gebäude erstellt werden. Ihre Grundrisse im Innenraum lassen sich dank flexibler Wandsysteme den Nutzungsanforderungen anpassen.

Beispiel für hochwertige Fassade eines Containergebäudes
Vorgehängte Kassetten aus hochwertigem, edlen Glattblech können auch bei temporären Gebäuden in Containerbauweise Qualität und Solidität vermitteln, wie das Gebäude von Würth zeigt.
Bild: Alho Systembau GmbH

Konstruktiv betrachtet bestehen die Container aus einer massiven, sichtbaren Stahlrahmenkonstruktion sowie wärme- und schallgedämmten Außen- und Innenwänden mit Blechfassade und Lochfenstern. Damit sind Containergebäude in ihrer architektonischen Gestaltung im Grunde zunächst einmal erheblichen Einschränkungen unterworfen. Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein, gibt es doch viele Architekten, denen gerade der strenge und minimalistische Industriecharakter und die moderne kubische Architektur gefallen. Zudem bietet sich auch bei temporären Gebäuden in Containerbauweise mittlerweile ein Spektrum an Möglichkeiten zur Fassadengestaltung, das höhere architektonische Ansprüche erfüllen kann. So lässt sich die klassische Profilierung der Container beispielsweise durch die Farbgebung im Sinne eines „Industrial Style“ individualisieren. Darüber hinaus sind auch hochwertige Vorhangfassaden aus Holz, Metall oder HPL (High Pressure Laminate) möglich, die im Zusammenspiel mit bodentief verglasten Fensterflächen für viel Licht und Luft im Gebäude sorgen. Vorgehängte Kassetten aus hochwertigem, edlen Glattblech können auch bei temporären Gebäuden Firmenwerte wie Qualität, Solidität, Transparenz oder Offenheit gut vermitteln. Die Anbieter von Containergebäuden haben hier in der Regel verschiedene Realisierungsmöglichkeiten im Portfolio.

Für den kurzfristigen Bedarf

Containergebäude decken in der Regel einen kurzfristigen und temporären Flächenbedarf bei Gewerbe, Industrie und Kommunen. Sie dienen als Büro, Klassenzimmer, Kindertagesstätte oder Kantine, aber auch als Wohnunterkünfte und natürlich nach wie vor als Baustellenunterkunft. Ihre Bandbreite in der Ausstattung reicht deshalb vom einfachen Baucontainer bis zum hoch wärmegedämmten Container, der auch für längere Einsatzzeiten geeignet ist. Mit ihrer kurzfristigen De- und Remontierbarkeit und Mietmodellen sind sie eine wirtschaftliche Alternative für Unternehmen und Kommunen, die flexibel bleiben wollen. Nach Mietende kann der Nutzer die Container kaufen oder der Hersteller nimmt die Container zurück, um sie andernorts – meist nach einer Aufbereitung – wieder neu zu vermieten.

Charakteristika des Modulbaus

Anders als die mobilen Containergebäude für den temporären Bedarf sind Modulgebäude eine Alternative zum Massivbau. Sie bieten vergleichbare Qualität, Langlebigkeit und Energieeffizienz wie Gebäude in massiver Bauweise, werden jedoch in der Regel bis zu 70 Prozent schneller fertiggestellt. Die verkürzte Bauzeit resultiert vorrangig aus parallelen Abläufen: Während am Bauort vorbereitende Arbeiten wie die Fundamenterstellung stattfinden, werden im Werk bereits die Module industriell weitgehend vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle zusammengefügt. Dies sorgt zudem für Termin- und Kostensicherheit.

Gestaltungsfreiheit mit flexiblen Rastermaßen

Beispiel für ein Modulgebäude von Kleusberg
Modern ausgestattete Seminarräume sorgen im Neubau der Technischen Hochschule Augsburg für ein zeitgemäßes Lehr- und Lernumfeld. Das Fundament und die Stützen im Erdgeschoss sowie die Erschließung des Gebäudes sind dabei mit Stahlbeton ausgeführt, während die oberen zwei Geschosse in der Holz-Massiv-Tafelbauweise von Kleusberg realisiert sind.
Bild: Kleusberg/Klaus D. Wolf

Konstruktiv teilen sich die Modulgebäude als wichtigste Gemeinsamkeit die Stahlrahmenkonstruktion mit den Containern, doch sind hier die Rastermaße wesentlich flexibler. Die Breiten reichen in der Regel von 2,625 m bis 4,25 m, bei den Längen der Module nennen die Anbieter Werte von 7,75 m bis zu 17,75 m und Höhen von 3,20 bis 4,00 m. Diese flexiblen Rastermaße gewähren den Planern große Gestaltungsfreiheit. Dabei erlauben die wenigen statischen Zwangspunkte eine weitgehend freie Grundrissgestaltung im Innenraum. Im Gegensatz zu den maximal drei Etagen der Containerbauten sind in modularer Bauweise bis zu sechs Geschosse möglich. Zudem können aufgrund des vergleichsweise geringen Gewichts auch Aufstockungen auf bestehende Gebäude realisiert werden, wenn dort noch statische Reserven gegeben sind. Nach außen präsentieren sich Modulgebäude mit verschiedenen Fassadensystemen: Vorgehängte Fassaden aus Aluminium, Holz oder Stahl sind beispielsweise ebenso möglich wie eine Putzfassade auf Wärmedämmverbundsystem. Hinsichtlich der energetischen Standards gehen Modulgebäude konform mit allen Anforderungen des GEG.

Die industrielle Vorfertigung kann ihre Stärken insbesondere bei Gebäuden ausspielen, in denen wiederkehrende Nutzungseinheiten geplant sind: Verwaltungsgebäude mit Büroräumen, Schulen mit Klassenzimmern, Wohnheime mit Appartements oder Krankenhäuser mit Bettenstationen sind hier charakteristische Beispiele. Aber auch anspruchsvolle Nutzungen mit einem hohen Technisierungsgrad stehen auf dem Programm der Modulbauanbieter: So lassen sich Labortrakte ebenso modular realisieren wie OPs oder Rechenzentren. Und auch wenn Modulgebäude in erster Linie eine Alternative zum Massivbau bilden, ist sogar ein Versetzen dank der modularen Struktur grundsätzlich möglich.

Pluspunkte bei der Nachhaltigkeit

Baustelle von Adapteo für ein temporäres Modulgebäude
Flankierend zum Baustart der Northvolt-Gigafactory im schleswig-holsteinischen Heide hat Adapteo ein temporäres Bürogebäude für den Batteriehersteller errichtet. Der zweigeschossige Bau aus rund 120 Hybridmodulen in Holz- und Stahlkonstruktion mit insgesamt 2.395 m² Fläche ist in U-Form mit einer Eingangshalle über zwei Etagen ausgeführt.
Bild: Adapteo

Mit Blick auf die Nachhaltigkeit beim Bauen schneiden sowohl Container- als auch Modulgebäude sehr gut ab. Stahl als wichtigster Baustoff ist ein sehr nachhaltiges Material mit einer Wiederverwertungsquote von bis zu 99 Prozent. Die Verwendung von nachhaltig produziertem, „grünem“ Stahl bietet zudem einen großen Hebel, um den CO2-Fußabdruck des Gebäudes spürbar zu reduzieren. Der vermehrte Einsatz von Holz für Wände, Decken oder Böden in Rahmen einer Hybridbauweise bietet weiteres CO2-Einsparpotenzial. Außerdem werden bei beiden Bauweisen Materialien im und am Bauwerk so verbunden, dass man sie leicht wieder trennen kann. Statt zu kleben und auszuschäumen, wird vorrangig geschweißt, geschraubt und gesteckt. Dank der industriell optimierten Vorfertigung von bis zu 90 Prozent wird der Abfall auf der Baustelle auf ein Minimum reduziert. Nach der Nutzung können Modulgebäude rückstandslos zurückgebaut und mit hohen Recyclingquoten in den Materialkreislauf zurückgeführt werden. Von über 90 Prozent Recyclingfähigkeit der verwendeten Baustoffe sprechen hier die Hersteller.

 

Im Vergleich: Modulbau Containerbau
Nutzungsdauer Dauerhaft (versetzen technisch prinzipiell möglich) Temporär, leicht versetzbar und wiederholt nutzbar
Maße Breite 2,625 bis 4,25 m, Länge 7,75 m bis 17,75 m, Höhe 3,20 m bis 4,00 m (Größen und bevorzugte Raster können je nach Anbieter variieren); maximale Breite 6,00 m, Länge 20,00 m und Höhe 4,00 m möglich Breite 2,435 m, Länge 6,055 m (20 Fuß) oder 12,192 m (40 Fuß), Höhe 2,591 m (ISO-Standard); zusätzlich auch 3,00 m Breite möglich
Konstruktion Stahlrahmenkonstruktion, verschiedene Fassadenkonstruktionen möglich, Innenausbau individuell Stahlrahmen, Profilblechfassade, Lochfenster, Innenausbau von funktional standardisiert bis individuell möglich
Gebäudeenergiegesetz GEG-konform Einhaltung des GEG bei Standzeiten > 24 Monate
Nutzung Verwaltung/Büro, Schule, Hotel, Krankenhaus, Kindertagesstätte, Labor, Rechenzentrum, u.a. Verwaltung/Büro, Schule, Krankenhaus, Kindertagesstätte, Wohnheim u.a.
Finanzierung Kauf, Mietkauf bzw. Miete möglich Miete, Mietkauf, Kauf
Robert Altmannshofer
Robert Altmannshofer
Chefredakteur und Objektleiter industrieBAU

Neueste Beiträge