Donnerstag, 26. Dezember 2024

So steht es um die Digitalisierung im Bauwesen

Auch wenn auf den ersten Blick beim Thema Digitalisierung des Bauwesens viel Bewegung im Markt herrscht, differieren die Selbstdarstellung der Branche und die Ergebnisse aktueller Studien mitunter doch recht deutlich. So zeichnet die von Autodesk beauftragte Deloitte-Studie „State of Data Capabilities in the Construction Industry in Europe“ vom April 2024 ein eher düsteres Bild: „Die deutsche Bauindustrie ist die größte in Europa. Aufgrund des Fachkräftemangels und mangelnder Investitionen in die Infrastruktur hinkt sie jedoch den europäischen Nachbarn bei der digitalen Transformation hinterher“, fasst Studienautor David Rumbens, leitender Partner des Teams Makroökonomische Politik und Prognosen bei Deloitte Access Economics, die Erkenntnisse des Reports robust zusammen.

Nachholbedarf in Bezug auf Datenkompetenz

So zeigt der Bericht auf, dass deutsche Bauunternehmen im Vergleich zu ihren europäischen Wettbewerbern noch Nachholbedarf in Bezug auf Datenkompetenz haben. Nur 7 Prozent der Unternehmen zählen zu den Daten-Leadern der Branche. Gleichzeitig weise Deutschland mit 26 Prozent den zweithöchsten Anteil an Beginnern (Irland führt mit 33 %) auf, was insgesamt auf eine langsame Integration neuer Technologien hindeute. Und auch nur 25 Prozent der im Rahmen des Deloitte Reports befragten Unternehmen haben BIM implementiert, damit liege Deutschland nur auf Platz 9 von 17. Ins gleiche Horn stößt auch Christian Elsholz, Partner bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure: „Der Hype um die Digitalisierung ebbt ab. Stattdessen setzt eine gewisse Ernüchterung ein.“ Nachzulesen ist dieser Satz in der Studie „Die Bauindustrie in Krisenzeiten: Fortschritte bei ESG, Stillstand bei der Digitalisierung“, die PwC im Februar 2024 vorlegte.

Ernüchterung bei der Digitalisierung

Vor dem Hintergrund der aktuellen Krisenzeiten mache sich laut der PwC-Studie in der Bauindustrie gerade eine gewisse Ernüchterung hinsichtlich der Digitalisierung breit. Zwar sei knapp die Hälfte (45 Prozent) der 100 Befragten aus Bauunternehmen, Planungsbüros und Projektsteuerern der Meinung, dass der Digitalisierungsgrad in der deutschen Bauindustrie hoch ist, doch sind das drei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Insbesondere Lösungen für Simulation und Visualisierung oder Building Information Modeling (BIM) verlieren klar an Bedeutung: Nur noch 72 bzw. 63 Prozent der Befragten bescheinigen diesen Technologien große Relevanz. Das sind jeweils 16 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Und beim Einsatz digitaler Lösungen wie Laserscanning oder Virtual Reality sehen gar zwei Drittel der Unternehmen Nachholbedarf. „In Sachen Digitalisierung ist es der Branche in den vergangenen Jahren kaum gelungen, Fortschritte zu machen. Der Digitalisierungsboom scheint vorbei, bevor er richtig Fahrt aufnehmen konnte“, resümiert Studienautorin Rebekka Berbner, Partnerin bei PwC Deutschland im Bereich Capital Projects & Infrastructure.

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Robert Altmannshofer
Robert Altmannshofer
Chefredakteur und Objektleiter industrieBAU

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