Nicht nur private Haushalte, sondern vor allem Industriebetriebe haben einen hohen Wärmebedarf. Auf dem Weg zur Klimaneutralität muss die Prozesswärmeversorgung der Industrie stärker in den Fokus rücken – insbesondere im Industrieland Nordrhein-Westfalen, auf das schätzungsweise 40 Prozent des Prozesswärmebedarfs von Deutschland entfallen. Das zeigt das Impulspapier »Prozesswärme für eine klimaneutrale Industrie« des Klimaschutz-Thinktanks IN4climate.NRW, das von 13 Unternehmen und Institutionen – darunter Fraunhofer Umsicht – unterstützt wird. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, sei es für NRW daher von besonderer Bedeutung, zeitnah unabhängig von fossilen Prozesswärmequellen zu werden, sagt Tania Begemann, Projektmanagerin Industrie und Produktion bei NRW.Energy4Climate sowie Autorin des Papiers. Verschiedene Zahlen verdeutlichen den notwendigen Handlungsbedarf: So werden bislang nur 6 Prozent des Energiebedarfs für Prozesswärme durch Erneuerbare Energien gedeckt.
Verfahren erfordern bis zu 3.000 °C
Prozesswärme macht 67 Prozent des Energieverbrauchs der deutschen Industrie aus. Das sind fast 20 Prozent des gesamten deutschlandweiten Energiebedarfs. Egal ob Glas, Metall, Zement oder Papier geschmolzen, geschmiedet, gebrannt oder getrocknet werden – all diese Verfahren benötigen Prozesswärme, die bis zu einer Temperatur von 3.000 °C reichen kann. IN4climate.NRW formuliert in seinem Impulspapier Ansätze und Handlungsempfehlungen für eine Prozesswärmewende:
- Effizienz steigern, z.B. durch die Entwicklung und den Einsatz von Hochtemperatur-Wärmepumpen.
- Erneuerbare Wärmequellen wie Tiefengeothermie und Solarthermie fördern.
- Erneuerbaren Strom erhöhen, wettbewerbsfähige Preise für grünen Strom schaffen und flexible Systeme entwickeln.
- Speicherbare alternative Energieträger forcieren, darunter Wasserstoff und Biomasse.