Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht vom Tod des Kölner Architekten Gottfried Böhm. Er starb am Mittwoch im Alter von 101 Jahren, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Mit ihm verliert Deutschland eine große Persönlichkeit der Architektur. Böhm prägte mit seinen expressiven Entwürfen die deutsche Baugeschichte und Nachkriegsarchitektur. Er gilt auch international als einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts und ist neben Frei Otto einer von bislang zwei deutschen Pritzker-Preisträgern. 1986 würdigte die Jury Gottfried Böhm als ersten Deutschen mit der Verleihung der renommierten Auszeichnung. Man lobte Böhms Verbindung von Tradition und Moderne und stellte ihn in der Laudatio selbst als Teil einer Tradition vor und bezeichnete ihn als „Sohn, Enkel, Ehemann und Vater von Architekten“.
Sakrale Bauweise
Böhm war der Sohn des Architekten Dominikus Böhm, der sich bereits einen Namen als Kirchenbauer gemacht hat. Gottfried Böhms Bekanntheit gründet sich auf seinen skulpturalen Bauten aus Beton, Stahl und Glas, von denen einige als „Architektur-Ikonen des 20. Jahrhunderts“ gelten. In den 1960er Jahren entwickelte Böhm die kristallinen „Betonfelsen“, die ihn international bekannt machen sollten. Hier sind seine sakralen Bauwerke in expressionistischer Sichtbeton-Architektur wie die Wallfahrtskirche in Neviges zu nennen. Sie gilt als seine bedeutendste Arbeit.
Ikonen im öffentlichen Raum
Ende der 1980er und in den 1990er Jahren entstanden eine ganze Reihe von Gebäuden, an deren Planung teilweise Böhms Söhne oder seine Frau Elisabeth beteiligt waren. Die Glaspyramide der Ulmer Stadtbibliothek, das Verwaltungsgebäude der Deutschen Bank in Luxemburg-Kirchberg und das Stadttheater in Itzehoe gehören ebenso dazu, wie die Mantelbebauung der Lanxess Arena und die Veranstaltungshalle selbst in Köln-Deutz.
Sein wohl bekanntester Firmensitz ist der gemeinsam mit Jörg Schlaich entstandene Züblin-Bau in Stuttgart-Möhringen mit seiner gläsern überbauten Mittelhalle.