Die belgische Hafenstadt Ostende beendete 2019 das Großprojekt „station aan zee“ zur Renovierung und Revitalisierung des Bahnhofs und seines Stadtteils. Feichtinger Architectes überzog die Mobilitätsdrehscheibe am Meer mit einem zeitgemäßen Glasdach und interagierte sensibel mit dem denkmalgeschützten Gebäude.
Es ist mehr als 100 Jahre her, dass König Leopold II. den heutigen Bahnhof der Belgischen Hafenstadt Ostende erbauen ließ − ein bürgerliches Gebäude mit prachtvoller Architektur. So wie die Stadt hat sich auch der Bahnhof im Laufe der Zeit immer weiter ausgedehnt und zu einem beliebten Verkehrsknotenpunkt entwickelt. Tausende von Passagieren starten hier täglich zum Zug, zur Straßenbahn, dem Bus, einer Fähre oder einem Kreuzfahrtschiff. Um die vielen Reisenden aufzunehmen, entstand im Laufe der Jahre eine immer komplexere Infrastruktur, die zu einem verwirrenden Mix aus Gebäuden und Parkplätzen führte. Dieses Konglomerat machte es unmöglich, eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung zu betreiben, obwohl die Zahl der Menschen, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, zunehmend steigt. Aus diesem Grund investierten die Projektpartner, die staatliche Eisenbahngesellschaft SNBC und die Stadt Ostende, in die Renovierung des Bahnhofs mit seiner einzigartigen Lage direkt am Meer. Sie entwickelten diese Küstenstation zu einem führenden Drehkreuz.
Umfassende Revitalisierung
Im Jahr 2012 startete das Großprojekt „station aan zee“ zur Renovierung und Revitalisierung des Bahnhofs und seines Stadtteils. Die einschneidenden Maßnahmen reichten von der Umstrukturierung der Parkplätze und der Straßenbahnstation, über die Renovierung des Bahnhofs, ohne das denkmalgeschützte Gebäude zu beeinträchtigen, und den Bau neuer Plattformen, bis hin zum Bau eines großen Vordachs über den Bahnsteigen, dem Straßenbahn- und Busbahnhof sowie dem Fahrradabstellplatz. Daneben war es aber auch nötig, einen Teil der Ufergebäude abzureißen, um einen Fußgängerzugang zu schaffen. Das Straßenbahndepot musste im Zug der Neustrukturierung weichen und wurde in das ehemalige Hafengebiet verlagert. Davon profitierte auch der Bahnhofsvorplatz, der einer Umgestaltung unterzogen wurde.
Die Fahrradparkplätze befinden sich heute im Tiefgeschoss. Die alte Straßenbahnhaltestelle wurde 2019 abgerissen. Die Architekten holten die Station unter das alles verbindende Dach und legten sie damit näher an den Bahnhof. Entlang der Bahnsteige wurde in einer zweiten Ebene ein mehrgeschossiges Parkhaus errichtet.
Bereicherung für die urbane Komposition
Die Albert I Promenade, die Hafenatmosphäre, die großen Frachtschiffe, und der weitflächige Maria Hendrika Park verleihen der Stadt Ostende eine besondere Atmosphäre und ein prägendes Bild. Die Präsenz des neuen Projekts, das wie ein „aufgespanntes Gewebe“ verschiedene Nutzungen verbindet, ist in diesem urbanen Kontext ein überzeugendes und schlüssiges Element. Eine Erweiterung, die in ihrer Größe dem städtischen Maßstab entspricht.
La Canopée: Eine leichte und transparente Überdachung
Prägend für das neue Bahnhofsareal ist das weit spannende transparente Dach. Elegant und mit großer Leichtigkeit erfüllt es seine Aufgabe, zu bedecken, zu verbinden und zu vereinen. Sämtliche Funktionen sind hier integriert: Die weitläufige Überdachung schützt die Zugänge und gewährleistet freie Sicht vom Bahnhofsgebäude bis zu den Bahnsteigen. An der Konstruktion sind Treppen, Aufzüge und der Steg ebenso abgehängt, wie alle Schilder und Anschlagtafeln. Dadurch bleibt die gesamte Bodenfläche in der Halle und auf den Bahnsteigen unverstellt.
Das Dach selbst besteht aus recyelten und wiederverwertbaren Polycarbonatplatten, die auf der Stahlkonstruktion befestigt wurden. Die lichtdurchlässigen Paneele schaffen eine helle und einladende Atmosphäre. In Sheds angeordnet, ermöglichen sie im Zwischenraum eine effektive, natürliche Belüftung. Die schuppenförmige Komposition verleiht dem Dach Bewegung und lässt es luftig erscheinen. Die unzähligen Lichtveränderungen in Abhängigkeit von der Umgebungshelligkeit und der Witterungsbedingung verstärken diesen Eindruck weiter. Diese Besonderheit trägt zur Identität des Ortes bei. Die Farbgebung des Polycarbonats bietet zudem Sonnenschutz und vermeidet Direktblendung. Der südliche Teil des Daches ist vollständig mit Photovoltaikmodulen bedeckt.
Eine durchgängige Konstruktion
Die Stahlkonstruktion des Daches besteht aus schlanken Stützen, vier verschweißte Rohre, die sich im Fußpunkt treffen, der gelenkig gelagert ist. Das Bauwerk ist mit der Verbindungsbrücke fest verbunden, die vom Parkhaus zu den Bahnsteigen führt. Dadurch sind …
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