Freitag, 22. November 2024

Den Krebs besser verstehen

Eine seit über 50 Jahren andauernde Bindung prägt die Zusammenarbeit von Heinle, Wischer und Partner mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Jüngstes Ergebnis daraus ist das multidisziplinäre Forschungs- und Entwicklungszentrum für Bildgebung und Radioonkologie, dessen Bau massive Abgeschlossenheit mit luftiger Transparenz zu verbinden weiß. 

Langjährige Entwicklung

Eine Zukunft ohne Krebs – diese Vision treibt die Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg an. Das DKFZ ist ein renommierter Standort für die multidisziplinäre Erforschung von Krebs und seiner Behandlung. Der Bau einer „Ersten Betriebsstufe“ erfolgte zwischen 1963 und 1964. Dieser Planungsauftrag markiert den Beginn der bis heute andauernden Zusammenarbeit zwischen dem DKFZ und dem Stuttgarter Architekturbüro Heinle, Wischer und Partner. Dem folgte die Realisierung des Hauptgebäudes im Jahr 1972, das Prof. Erwin Heinle selbst entworfen hatte.

Nach 30 Jahren intensiver Nutzung war die Möglichkeit räumlicher Anpassung im Krebsforschungszentrum ausgereizt. Im intensiven Dialog zwischen Auftraggeber und Architekten entstand 1999 aus einer neu formulierten Zielsetzung heraus der Masterplan, der die Grundlage für die heute erreichte bauliche Entwicklung bildet. 2008 entstand der Neubau für einen 7-Tesla-Hochfeldtomographen, 2019 schließlich konnte die funktionale Nachfolge der Radiologie, das Forschungs- und Entwicklungszentrum für Bildgebung und Radioonkologie, auf einem neuen Baufeld realisiert werden.

Einsatz für die Krebsforschung

Das Forschungs- und Entwicklungszentrum realisiert die direkte Verknüpfung der Forschung mit Diagnose und Behandlung. Das repräsentative Haus spiegelt die Präzision der Wissenschaftler und vermittelt dem Besucher mit seinen lichten Atrien Zugänglichkeit, Orientierung und Transparenz. Studienpatienten profitieren von einem freundlichen Empfangsbereich und großzügigen, offen gestalteten Wartezonen. Der Neubau umfasst ein Investitionsvolumen von insgesamt 45 Mio. Euro. Er ist zukunftsorientiert und flexibel konzipiert, sodass er angesichts immer kürzerer Innovationszyklen in der Wissenschaft auf veränderte Nutzungsanforderungen reagieren kann.

Architektur – licht und offen

Den Abteilungen des Forschungsschwerpunkts Bildgebung und Radioonkologie stehen im Neubau über 8.000 m² Nutzfläche zur Verfügung, verteilt auf insgesamt sechs Etagen inkl. zweier Untergeschosse. Modern, lichtdurchflutet und offen präsentiert sich der Neubau mit einer Länge von 77 m, einer Breite von 38 m und einer Höhe von fast 18 m. Ausschnitte in der Kubatur an Ost- und Westfassade betonen die Zugangsbereiche. Zwei große Lichthöfe leiten das Tageslicht bis in die Untergeschosse und vermitteln dem Besucher Zugänglichkeit, Orientierung und Transparenz. Vom Eingang aus führt eine große Treppe mit Sitzstufen bis ins zweite Untergeschoss zu den therapeutischen Bestrahlungsräumen. Die ganz in Weiß gehaltenen Fassaden der Lichthöfe spielen mit Licht und Schatten und sorgen für eine freundliche Atmosphäre. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss ordneten die Planer die zur Diagnostik notwendigen Räume sowie Beratungsräume an. Die Wissenschaftler haben die oberen beiden Geschosse für sich und können von dort auf die bewaldete Umgebung blicken.

Konstruktion – massiv und flexibel

Auf rund 1.000 m² sind Großgeräte untergebracht: zwei Beschleuniger in den Bunkern im zweiten Untergeschoss, zwei Computertomographen (CT) im Erdgeschoss sowie je ein Positronenemissions-Computertomograph (PET-CT) und ein Positronenemissions-Magnetresonanztomograph (PET-MRT) im ersten Obergeschoss. Die gesamte Gebäudestruktur basiert auf einem Ausbauraster von 1,20 m x 1,20 m, das für eine flexible Laborplanung ideal geeignet ist. Um eine größtmögliche Variabilität und Flexibilität des Gebäudes zu erreichen, konzipierten die Planer die Tragkonstruktion ist als Stahlbetonskelettbau.

Karin Kronthaler

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